Leitfäden für das Enterprise Architecture Management

Das gerade erschienene Buch „Enterprise Architecture Management – einfach und effektiv“ (Anzeige) von Inge Hanschke trägt den Untertitel „Ein praktischer Leitfaden für die Einführung von EAM“. Das verwundert zunächst ein wenig, denn erst vor eineinhalb Jahren hat dieselbe Autorin die zweite Auflage eines Buchs mit dem ganz ähnlichen Untertitel „Ein praktischer Leitfaden für das Enterprise Architecture Management“ veröffentlicht. Und in der Tat gibt es eine Reihe von Inhalten, die in beiden Büchern vorkommen. Welches der beiden Bücher sollte man lesen? Kann es sich trotz der Überschneidungen lohnen, beide Bücher zu lesen?

Der eigentliche Titel des zuerst erschienenen Buchs mit dem blauen Cover, „Strategisches Management der IT-Landschaft“ (Anzeige), deutet bereits darauf hin, dass das Themengebiet etwas weiter gefasst ist. Zwar steht das Enterprise Architecture Management (EAM) im Mittelpunkt, doch finden sich darüber hinaus auch Kapitel zur strategischen IT-Planung, zur konkreten Gestaltung der Informationssystem-Landschaft durch das IT-Bebauungsmanagement und zum Technologiemanagement, d. h. der Beobachtung und Nutzung neuer technologischer Entwicklungen. Zwar bietet es, wie der Untertitel verspricht, viele praktische Hinweise und Handlungsempfehlungen, doch liegt der Fokus im Vergleich zum neuen Buch stärker auf einführenden Erläuterungen und dem Gesamtzusammenhang im Rahmen des IT-Managements.

Das neu erschienene Buch mit der grünen Titelseite, „Enterprise Architecture Management – einfach und effektiv“ (Anzeige), folgt noch konsequenter der Idee, einen Leitfaden für den Praktiker bereitzustellen. Kurz gesagt sollten Einsteiger und Leser, die den EAM-Ansatz von Hanschke kennen lernen wollen, zum blauen Buch greifen. Wer selbst für das EAM im Unternehmen zuständig ist, für den stellt vor allem das grüne Buch eine umfangreiche Fundgrube konkreter, praxiserprobter Anleitungen und Empfehlungen für die eigene Arbeit dar.

Zweck einer Unternehmensarchitektur (Enterprise Architecture) ist es laut Hanschke, eine gesamthafte Sicht auf das Unternehmen zu schaffen. Hierbei werden fachliche und IT-Strukturen festgelegt und miteinander verknüpft. Es entsteht eine gemeinsame Sprachbasis zwischen Business und IT. Beide Bücher haben dabei einen deutlichen IT-Fokus, d. h. Themen wie organisatorische Maßnahmen für Prozessverbesserungen werden nicht behandelt. Auch die vorgestellten EAM-Modelle enthalten zwar Informationen über die Geschäftsprozesse des Unternehmens, doch nur soweit diese direkt für das IT-Management von Bedeutung sind.

Im Folgenden wird das grüne Buch – der neu erschienene EAM-Einführungsleitfaden – näher vorgestellt. Zunächst wird EAM als zentraler Baustein des strategischen IT-Managements eingeführt. Es sorgt für Transparenz, stellt eine gemeinsame Basis für das Business-IT-Alignment zur Verfügung und unterstützt die strategische Planung und Steuerung der IT, etwa durch Vorschläge für die Soll-Bebauung oder eine IT-Roadmap. Recht ausführlich werden die Nutzenpotenziale des EAM diskutiert. Sie bilden die Basis für einen Argumentationsleitfaden, mit dem die Unternehmensführung von der Einführung des EAM überzeugt werden soll.

Der von Hanschke entwickelte Best-Practice-EAM-Ansatz konsolidiert die Erfahrung aus vielen Projekten. Im Gegensatz zu anderen Frameworks, wie z. B. dem Zachman Framework oder TOGAF (The Open Architecture Framework), die recht abstrakt sind und eher die Grundlage zur Entwicklung einer unternehmenseigenen EAM-Methode darstellen, ist das Best-Practice-EAM pragmatischer und kann direkt eingesetzt werden, u. a. dank einer Reihe von Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

Best Practice EAM besteht aus:

  • Best-Practice-Unternehmensarchitektur: Sie setzt die wesentlichen Elemente aus Business und IT in Beziehung zueinander, wie z. B. Prozesse, Geschäftseinheiten, Geschäftsobjekte, Informationssysteme, Schnittstellen usw. Damit bildet sie das Fundament des Ansatzes.
  • Visualisierungen: Die Inhalte einer Enterprise Architecture können auf ganz unterschiedliche Weise visualisiert werden, z. B. in Form von Portfolio-Grafiken, Bebauungsplänen oder Roadmaps.
  • Analyse-Muster dienen der Identifikation von Handlungsbedarf und Optimierungspotenzial der IT-Landschaft.
  • Stakeholder-Gruppen und -Sichten helfen den konkreten Informationsbedarf der relevanten Zielgruppen zu erfüllen.
  • Einsatzszenarien: Für zahlreiche Einsatzszenarien im operativen und strategischen IT-Management sowie bei der Weiterentwicklung des Geschäfts wird beschrieben, welche Bestandteile des EAM-Ansatzes wichtig sind und wie sie dafür eingesetzt werden.
  • Methode und Muster für die strategische Planung der IT-Landschaft: Im Fokus stehen hierbei vor allen die Bebauungsplanung der IT-Landschaft und die technische Standardisierung.
  • EAM Governance umfasst Rollen, Verantwortlichkeiten, Regeln und Prozesse zur Pflege und Weiterentwicklung der Unternehmensarchitektur.
  • Vorgehensweise für die EAM-Einführung und Weiterentwicklung

Die genannten Aspekte werden ausführlich und praxisorientiert dargestellt, so dass man die beschriebenen Vorgehensweisen direkt umsetzen kann. Insbesondere für Praktiker dürfte das Buch wesentlicher nützlicher sein als die meisten anderen Veröffentlichungen und die gängigen Frameworks zum EAM. Selten wird EAM so konkret und fassbar dargestellt wie bei Hanschke. Freilich ist auch Best-Practice-EAM recht umfangreich und wirkt beim ersten Durchlesen etwas komplex. Sicherlich hilft es, den Rat der Autorin zu befolgen und nur die tatsächlich benötigten Inhalte soweit auszuarbeiten, wie sie zur Beantwortung der konkret im Unternehmen wichtigen Fragestellungen erforderlich sind. In vielen Fällen wird man mit vergleichsweise abgespeckten Modellen auskommen.

Ein umfangreicher, als Download erhältlicher Anhang liefert weitere detaillierte Muster, Hilfestellungen und Modellierungskonventionen. Wer sich für die Bücher von Inge Hanschke interessiert, sollte sich auch einmal die EAM-Software iteraplan ansehen, die auf dem Best-Practice-EAM-Ansatz beruht. Man kann sie direkt online ausprobieren oder sich die kostenfreie Community-Edition herunterladen.

Für 2012 sind zwei weitere Bücher von Inge Hanschke angekündigt, die die betriebswirtschaftliche Ebene im Fokus haben. Das eine behandelt das strategische Prozessmanagement, das andere die Business-Analyse. Man darf gespannt sein.


Inge Hanschke:
Strategisches Management der IT-Landschaft.
Ein praktischer Leitfaden für das Enterprise Architecture Management.
2., erweiterte Auflage.
Hanser 2010.
Das Buch bei amazon (Anzeige)

Inge Hanschke:
Enterprise Architecture Management – einfach und effektiv.
Ein praktischer Leitfaden für die Einführung von EAM.
Hanser 2012.
Das Buch bei amazon (Anzeige)

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