Mashups in Prozessen? (Teil 1)

Web 2.0 MashupWas ist dran am Enterprise 2.0? Werden Web 2.0-Anwendungen Unternehmen nennenswert verändern? In loser Folge sollen verschiedene Web 2.0-Technologien aus Sicht des Geschäftsprozessmanagements diskutiert werden. Heute: Mashups.

Mehr als die Einbindung von Google Maps

Mashups sind vergleichsweise einfach zu erstellende Web-Anwendungen, die Inhalte und Funktionen verschiedener anderer Webseiten zu etwas Neuem kombinieren. Fast unweigerlich fallen einem hierzu zunächst die zahlreichen Webseiten ein, die Google Maps nutzen, um geografische Informationen anzuzeigen. Ob Reiserouten (z. B. www.everytrail.com, Jogging-Strecken (z. B. www.gpsies.com, www.meinsportplatz.de), gute Angelplätze (z. B. xxl-angeln.de/angeln/angelstellen), Bevölkerungsstatistiken für verschiedene Regionen (z. B. maps.webfoot.com) – auf vielen Webseiten findet sich eine interaktive Landkarte, in der die betreffenden Plätze oder Strecken eingetragen sind und per Mausklick weiter erkundet werden können.

Realisiert wird dies mit Hilfe einer von Google Maps bereitgestellten Schnittstelle, die es den Betreibern der Webseiten ermöglicht, einen Kartenausschnitt auf einfache Weise in ihre Seite einzubinden. Beim Aufruf der Seite wird zugleich Google Maps aufgerufen. Bei diesem Aufruf werden die Koordinaten der anzuzeigenden Orte mitgesendet. Google Maps sendet als Antwort den betreffenden Kartenausschnitt mit den markierten Punkten, die der Web-Browser dann an der gewünschten Stelle der Webseite anzeigt. Wer es ausprobieren will, kann sich beispielsweise den Artikel „How to Add a Google Map to Any Web Page in Less than 10 Minutes“ ansehen.

Doch Mashups sind nicht auf die Einbindung von Google Maps begrenzt. Andere Mashups verknüpfen häufig Informationen aus verschiedenen Community-Plattformen wie YouTube oder MySpace. So bietet etwa TubeMogul die Möglichkeit, Videos gleichzeitig auf verschiedene bekannte Videoplattformen hochzuladen und plattformübergreifende Downloadstatistiken der eigenen Videos zu erstellen. Ein anderes Beispiel: doggdot.us sammelt Nachrichten und Beiträge aus den Webseiten digg, slashdot und del.icio.us/popular, entfernt Doppeleinträge und stellt sie in einem einheitlichen Format dar.

Interessante Sammlungen von Mashups findet man z. B. bei web2null (Kategorie „Mashup“ wählen) und ProgrammableWeb.

Mashups in Unternehmen – Revolution der IT?

Auch vor den Unternehmenstoren machen Mashups nicht halt. So wird bereits prophezeit, dass Mashups die Unternehmens-IT revolutionieren würden. Große Systeme mit langen Entwicklungszyklen würden abgelöst oder zumindest ergänzt durch kleine, flexible Mashups. Die Entwicklungszeiten betrügen wenige Stunden statt vieler Monate. Anstatt dicke Anforderungskataloge zu schreiben könne man Ideen direkt umsetzen, ausprobieren und nach Bedarf wieder ändern. Für Mashups seien auch keine großen Entwickler-Mannschaften der IT-Abteilungen mehr erforderlich, sie ließen sich vielmehr direkt von Mitarbeitern der Fachabteilungen zusammenklicken. Der Anbieter Serena spricht bereits von „Do It Yourself Application Development“.

Auch wenn dieses Bild überzogen ist, lohnt es sich darüber nachzudenken, welche Rolle Mashups in einem Unternehmen spielen können und was dies für die Unterstützung der Geschäftsprozesse bedeutet. Laut einer Studie der Firma Bea setzten Mitte 2007 bereits 6% der europäischen Unternehmen Mashups ein, weitere 12% planten dies in den folgenden 12 Monaten zu tun.

Einige Beispiele für Mashups im Unternehmenseinsatz:

  • Häufig werden Mashups für den Aufbau von Intranet-Portalen eingesetzt. Informationen aus verschiedenen Anwendungen und externen Websites lassen sich individualisiert für einzelne Benutzer zusammenstellen.
  • Die amerikanische Schumacher Group, die die ärztliche Versorgung bei Hurrikanen organisiert, verwendet ein Mashup, in dem Wetterinformationen zusammen mit den geographischen Positionen von Ärzten und Krankenhäusern und ihren Kontaktinformationen angezeigt werden. Früher mussten diese Informationen mühsam aus verschiedenen Quellen zusammengetragen werden, um genügend Ärzte dorthin zu bestellen, wo sie im Ernstfall benötigt werden (Quelle: Wall Street Journal 31.7.2007).
  • Zur Wettbewerbsanalyse trugen Produktmanager von Audi früher Informationen aus 20 Quellen zusammen und kopierten sie in eine Tabellenkalkulation. Heute erledigt das ein Mashup, für dessen Erstellung ein einziger Entwickler lediglich vier Tage benötigte (Quelle ebenfalls Wall Street Journal, s.o.).
  • Die Cisco-Tochter WebEx bietet die Integration ihres Sales Centers, mit dem Produktpräsentationen über das Internet organisiert und durchgeführt werden können, in die Customer Relationship Management (CRM)-Lösungen von Oracle und Sugar, so dass die Planung und die Einbettung dieser Produktpräsentationen in den Vertriebsprozess mit dem jeweiligen CRM-System erfolgen kann. Diese Integration ist ebenfalls als Mashup realisiert.

Typische Aufgaben, die Unternehmen mit Hilfe von Mashups lösen können, sind:

  • Die Zusammenstellung von Informationen aus verschiedenen Quellen in einer Oberfläche, z. B. Nachrichten von diversen Webseiten sowie Verkaufszahlen aus einem Business Intelligence-System.
  • Die Integration und Verknüpfung von Daten und Informationen aus verschiedenen Quellen, z. B. indem zu einem Kundenstammsatz alle Dokumente und Dateien angezeigt werden, die sich auf den betreffenden Kunden beziehen.
  • Austausch von Daten zwischen verschiedenen Anwendungen bzw. Webseiten, z. B. die Übernahme von Kontaktdaten aus einer Business Community wie Xing oder aus einem Groupware-System in ein CRM- oder ERP-System.
  • Einfache Workflows, z. B. Genehmigungs-Workflows.

Es handelt sich also vor allem um vergleichsweise leichtgewichtige Integrationsaufgaben mit einem engen Bezug zur Präsentationsschicht im Browser. Damit wird die herkömmliche Unternehmens-IT sicher nicht überflüssig gemacht – unter Umständen aber sinnvoll ergänzt.


Lesen Sie in Teil 2 des Beitrags, welche Vor- und Nachteile Mashups zur Unterstützung von Geschäftsprozessen haben, und wie ihr Einsatz zum Nutzen des Unternehmens gelingen kann.

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem KurzeProzesse-Newsletter.

2 Gedanken zu „Mashups in Prozessen? (Teil 1)“

  1. Wäre sehr wünschenswert. Die Freigabe der APIs durch Google und anderer Web 2.0 Portale ist die beste Werbung. Ganz nebenbei wurde die „Ich blockiere meinen Quelltext mit unzähligen JavaScripts“-Attitüde verabschiedet.
    Der Effekt von Mashups auf die Nutzung von Unternehmenssoftware und Prozessmanagement könnte den Business-Software-Markt ganz schön aufmischen.

Kommentare sind geschlossen.