BPMN-Workshop 2011 in Luzern

Gastgeber der diesjährigen BPMN-Konferenz ist die Hochschule Luzern. Die Versanstaltung besteht wieder aus zwei Teilen: Einer wissenschaftlichen Tagung, gefolgt von einem Anwendertag, bei dem die Schweizer BPMN-Szene sehr stark vertreten ist. Hier modelliert vor allem die öffentliche Verwaltung ihre Prozesse häufig mit dem neuen Standard.

Für die Eröffnungskeynote war Stephen White, einer der „Väter“ der BPMN, vorgesehen. Leider konnte er den Vortrag wegen eines Trauerfalls nicht halten. Kurzfristig sprang Bruce Silver mit einem Vortrag über die Version 2.0 der BPMN-Spezifikation ein. Da mein Zug erst später ankam, verpasste ich diese Präsentation. Allerdings wird Bruce seinen für den morgigen Anwendertag vorgesehenen Vortrag wie angekündigt halten.

Hagen Völzer von IBM hielt den ersten wissenschaftlichen Vortrag. Er befasste sich mit zusammenführenden OR-Gateways. Für Automatisierungs- und Simulationstools sind diese Gateways etwas schwierig. Eine solche, inklusive Zusammenführung wartet nämlich auf sämtliche zusammengehörende Marken, die über alle eingehenden Sequenzflüsse ankommen können. Die Schwierigkeit besteht nun darin, zu ermitteln, welche Marken über ein komplexes Prozessmodell noch ankommen können. Hagen Völzer stellte einen Algorithmus vor, mit dem sich dies schneller als bisher ermitteln lässt.

Marco Brambilla vom Politecnico di Milano präsentierte eine Erweiterung der BPMN um Social BPM-Aspekte. Hierbei werden Tasks und Ereignisse um soziale Interaktionen erweitert. So kann man beispielsweise modellieren, dass aus einem Task heraus eine Community in einem sozialen Netzwerk zur Kommentierung oder zu einer Abstimmung eingeladen wird. Brambilla und seine Kollegen haben eine Reihe von Social BPM Design Patterns identifiziert, wie z. B. skill search, social sourcing, ranking, etc., die mit der BPMN-Erweiterung modelliert werden können. Der Ansatz wurde in dem Modellierungs- und Softwaregenerierungswerkzeug WebRatio implementiert. Marco zeigte ein Demo, das man auf der Website www.bpm4people.org ansehen kann.

Die BPMN umfasst einen Erweiterungsmechanismus, mit dem man die BPMN anreichern kann, um zusätzliche Sachverhalte zu modellieren. Eine argentinische Forschungsgruppe hat eine Methode entwickelt, um solche Erweiterungen mit Hilfe von UML-Modellen zu definieren und in ein entsprechendes XML Schema zu übersetzen. In der anschließenden Diskussion kam der Vorschlag auf, eine Plattform für den Austausch von BPMN-Erweiterungen aufzubauen, da es mittlerweile eine ganze Reihe von vorgeschlagenen Erweiterungen gibt.

Daniel Ritter von der SAP zeigte, wie man die BPMN zur Modellierung von Business-Netzwerken nutzen kann. Dabei geht es um die integrierte Modellierung aller Aspekte von Netzwerken aus verschiedenen Geschäftspartnern. Neben den Geschäftsbeziehungen gehört dazu auch die technische Integrationsebene. Hierbei ergaben sich eine Reihe von Herausforderungen. So lassen sich z. B. die Teilnehmer von Konversationen nicht hierarchisieren. Ebenso fehlen Möglichkeiten zur expliziten Modellierung technischer Integrationsaspekte, wie z. B. Interfaces und Bindings. In der Diskussion wies Bruce Silver darauf hin, dass das BPMN-Konzept der Participants überladen ist. Zum einen dienen Participants zur Darstellung von Geschäftspartnern in Konversationsdiagrammen, zum anderen werden Participants als Pools abgebildet und beziehen sich damit auf einzelne Prozesse.

Marco Brambilla gab noch eine zweite Präsentation, diesmal zum Thema Model Driven Engineering mit WebRatio. Das Vorgehen beginnt mit einer Business Process Spezifikation in BPMN. Sie wird manuell zu einem Choreography-Modell erweitert, das dann automatisiert in Anwendungsmodelle in WebML überführt wird. Diese können manuell weiter verfeinert werden, bevor daraus eine komplette Webanwendung generiert wird.

2 Gedanken zu „BPMN-Workshop 2011 in Luzern“

  1. Den Vortrag von Marco Brambilla vom Politecnico di Milano zu den Ergänzungen der BPMN aus der Sicht von Human Workflow hätte ich mir gerne angehört. Die Idee einer zentralen Plattform zur Diskussion der Ergänzugen in einer Version 3.0 wäre interessant. Ich hatte unsere Erfahrungen mit den Lücken der BPMN 2.0 hinsicht der Ausführbarkeit auf unserem Blogg in einer Serie von 9 Artikeln schon niedergeschrieben:
    http://www.saperionblog.com/tag/bpmn-request

  2. Die Folien von Marco Brambilla sind auf Slideshare verfügbar:
    http://www.slideshare.net/mbrambil/bpmn-workshop-2011-a-bpmnbased-notation-for-socialbpm

    Die Idee einer Plattform bezog sich eher auf Erweiterungen, die mit Hilfe des Extension Mechanism definiert wurden, also z. B. Erweiterungen für die Integration von Requirements, REST-basierte Services, Soziale Aspekte etc. Aber auch eine Sammlung von Vorschlägen für BPMN 3.0 wäre sicher hilfreich.

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