Experten zum Thema BPMN (Teil 1)

Hall of Famous Modelers

Wie im Spiel zur Fehlersuche in einem BPMN-Diagramm angekündigt, erhalten die herausragenden Teilnehmer einen Ehrenplatz in der „Hall of Famous Modelers“ 😉 Da es aber ein bisschen langweilig ist, nur eine Namensliste zu veröffentlichen, habe ich alle Teilnehmer gebeten, ein paar Fragen zum Thema BPMN zu beantworten.

Wir beginnen mit Thomas Niebisch, der nicht nur den letzten bisher noch ungenannten Fehler gepostet, sondern auch einen Vorschlag für ein verbessertes BPMN-Diagramm erstellt hat. Damit hat er sich seinen Ehrenplatz redlich verdient. Das gilt ebenso für Torben Schreiter, der gleich zu Beginn nicht nur ein verbessertes Modell eingeschickt hat, sondern auch praktisch die komplette Fehlerliste. Es folgt Tobias Heubeck, ebenfalls mit Fehlermeldungen und einem verbesserten BPMN-Modell. Im nächsten Beitrag werden die Vorstellungen und BPMN-Einschätzungen von Klaus Friemelt, Jakob Freund und Sebastian Stein veröffentlicht. Noch keine Antworten habe ich von den Teilnehmern Florian L, Frank T (der ebenfalls eine sehr umfangreiche Fehlerliste eingesandt hat) und Paul erhalten. Sie würde ich natürlich ebenfalls noch gerne vorstellen.

Noch einmal herzlichen Dank an alle Teilnehmer!
Und hier sind nun die ersten drei BPMN-Experten:

Thomas Niebisch

Foto Thomas NiebischVom Studienabschluss her bin ich Informatiker, war aber in den letzten 15 Jahren in unterschiedlichen Branchen tätig: der Finanz-, der Unternehmensberatungs- und der IT-Branche. Meine Aufgabengebiete sind sowohl die Organisations- als auch die IT-Beratung. Seit mehreren Jahren bin ich jetzt Berater und Projektleiter für Archiv- und Dokumentenmanagementlösungen. Aus diesen Erfahrungen heraus habe ich mich immer mehr auf das Thema „Requirements Engineering“ spezialisiert und damit BPMN für die prozessrelevanten Themen entdeckt.

Wofür setzen Sie die BPMN hauptsächlich ein?
Für die Darstellung und Dokumentation von Prozessen, sofern diese in IT-Projekten eine Rolle spielen

Für welche Anwendungszwecke eignet sie sich gut, für welche weniger?
– Gemeinsames Verständnis über die zu betrachtenden Prozesse sowohl für Fachbereiche als auch für Softwareentwickler innerhalb von IT-Projekten
– Dokumentation von Prozessen in Richtlinien, Verfahrensanweisungen etc.
– über die Dokumentation von Workflows habe ich keine Erfahrungen gesammelt

Was gefällt Ihnen besonders gut an der BPMN?
Mit den Fachbereichen kann ich ohne Schulungsaufwand schnell über Fachprozesse diskutieren (auch fachbereichsübergreifend).

Was missfällt oder fehlt Ihnen bei der BPMN?
Derzeit ist mir nichts gravierendes aufgefallen.

Welches(s) Tool(s) setzen Sie bei der BPMN-Modellierung ein?
„Process Modeler“ von itp commerce; derzeit teste ich die inubit Suite 5.0

Wie kann man die BPMN am besten erlernen?
Kurz andere BPMN-Diagramme und die Spezifikation anschauen und dann einfach selbst welche entwerfen

Torben Schreiter

Foto Torben Schreiter Als Solution Architect bei der inubit AG arbeite ich schwerpunktmäßig in Projekten zur Prozessoptimierung und Prozessautomatisierung bei unseren Kunden. Üblicherweise umfasst die Gesamtheit eines Projektes dabei sowohl die Modellierung der betreffenden Fachprozesse in BPMN als auch die Realisierung auf technischer Ebene unter Verwendung der inubit BPM-Suite.
Vor meiner Zeit bei inubit habe ich mich insbesondere aus akademischer Sicht her mit der Thematik Business Process Management mit Schwerpunkt auf die Modellierung und technischer Ausführung von Prozessen beschäftigt.

Wofür setzen Sie die BPMN hauptsächlich ein?
Modellierung von Kundenprozessen (IST-Prozess), Prozessoptimierung und damit einhergehend als Abstimmungsinstrument mit dem Kunden (SOLL-Prozess), als Grundlage zur Realisierung der Prozesse auf technischer Ebene.

Für welche Anwendungszwecke eignet sie sich gut, für welche weniger?
BPMN in der aktuellen Version 1.1 und ohne proprietäre Erweiterungen ist für die Modellierung von Prozessen aus fachlicher Sicht geradezu ideal. Der Kommunikationswert von BPMN-Diagrammen kann bei pragmatischer Anwendung extrem groß sein.
Trotz der Existenz von „Service Tasks“ und ähnlichen Konstrukten halte ich die Ausdrucksfähigkeit für Prozesse auf der Ausführungsebene für weniger stark ausgeprägt. Ich für meinen Teil hoffe auf eine konsequente Weiterentwicklung hinsichtlich der nativen Ausführbarkeit von BPMN in kommenden Versionen.

Was gefällt Ihnen besonders gut an der BPMN?
Ich bin sicher nicht der Einzige, den die Kombination aus Verständlichkeit, Ausdrucksfähigkeit, und zugleich optischer Ästhetik von sorgfältig modellierten Diagrammen stets von Neuem überzeugt.

Was missfällt oder fehlt Ihnen bei der BPMN?
Ein detaillierterer Fokus auf Datenfluss ist praktisch nicht vorhanden, ein offizielles Metamodell fehlt, das einzige standardisierte Austauschformat (XPDL) ist nicht Teil des offiziellen OMG-Standards.
Neben diesen oft zitierten Problemen sehe ich die größten Probleme eher im Umfeld von BPMN bzw. den Beziehungen zu anderen Sprachen als in der Sprache selbst. Je nachdem mit wem man redet, sind die Ansichten zu Themen wie der Beziehung von BPMN zu BPEL oder BPMN zu XPDL bestenfalls sehr unterschiedlich bis schlimmstenfalls sogar beinahe als naiv zu bezeichnen. Zu lösen ist dieses Defizit aus meiner Sicht durch Aufklärung.

Welches(s) Tool(s) setzen Sie bei der BPMN-Modellierung ein?
Die inubit BPM-Suite (www.inubit.com).

Wie kann man die BPMN am besten erlernen?
Meiner Erfahrung nach gibt es verschiedene Zielgruppen für BPMN. Zum grundsätzlichen Verständnis von BPMN-Diagrammen braucht man bei angemessener Moderation prinzipiell keine bis eine sehr kurze Lernphase. Für viele BPMN-Anwender, die selbst einen schnellen Einstieg in die Prozessmodellierung mit BPMN erlernen möchten, ist aus meiner Sicht eine BPMN-Schulung von einem erfahrenen BPMN-Trainer empfehlenswert um die Grundlagen zu erlernen.
Für tiefergreifendes Modellierungsverständnis ist jedoch regelmäßiges Modellieren, Erfahrungsaustausch mit anderen BPMN-Anwendern sowie Lesen und Verständnis der Spezifikation aus meiner Sicht der Schlüssel zum Erfolg.

Haben Sie eine Website oder einen Blog?
Mein privater Blog ist unter http://blog.schreiter.info/ zu finden. Weiterhin würde ich gerne noch auf mein Xing-Profil (https://www.xing.com/profile/Torben_Schreiter) verweisen.

Tobias Heubeck

Foto Tobias HeubeckMomentan studiere ich Betriebswirtschaftslehre an der Universität Würzburg mit den Schwerpunkten Logistik, Wirtschaftsinformatik und Industriebetriebslehre. Durch ein Auslandspraktikum bin ich auf die Thematik und insbesondere auf die enormen Potentiale des Geschäftsprozessmanagements aufmerksam geworden.
Aktuell beschäftige ich mich daher mit meiner Diplomarbeit zu dem Thema: „Geschäftsprozessanalyse zur Effektivitäts- und Effizienzsteigerung“. Dieses möchte ich auch in meinem weiteren beruflichen Werdegang verfolgen.

Wofür setzen Sie die BPMN hauptsächlich ein?
Zur Modellierung eines Geschäftsprozessmodells bei einem mittelständischen Dienstleistungsunternehmen.
Vor allem im Rahmen einer Geschäftsprozessanalyse zur Analyse der vorhandenen Ist-Prozesse inklusive anschließender Soll-Modellierung/Standardisierung der Geschäftsprozesse.

Was gefällt Ihnen besonders gut an der BPMN?
Die leichte Verständlichkeit der Geschäftsprozessdiagramme für Modellkonsumenten und die Möglichkeit zur Workflow-Automation.

Was missfällt oder fehlt Ihnen bei der BPMN?
Die bereits in der Kommentarliste erwähnte Syntaxprüfung ist sicherlich ein Schwachpunkt aktueller Modellierungstools.
Darüber hinaus ist wohl auch das Modellieren von gemeinschaftlich erledigten Aufgaben/Aktivitäten im Rahmen von Teamsitzungen nicht immer ganz einfach. Ein Modellieren auf den Linien ist nicht besonders vorteilhaft, insbesondere, wenn mehrere Teamvariationen (bestehend aus mehreren Abteilungen) zum Einsatz kommen.

Welches(s) Tool(s) setzen Sie bei der BPMN-Modellierung ein?
Visio, Adonis CE, Aeneis

Wie kann man die BPMN am besten erlernen?
Das Erlernen von BPMN gestaltet sich aktuell leider nicht besonders einfach.
Abgesehen von Schulungen existieren mittlerweile ein paar wenige Homepages/Blogs, die sich mit diesem Thema beschäftigen (z.B. www.diveintobpm.org).
Darüber hinaus natürlich vorhandene Tutorial-Literatur im Internet bzw. die BPMN-Spezifikation von der OMG.
Für Fragen rund um die BPMN wird bald ein Blog vornehmlich zu diesem Thema entstehen (www.bpmn-blog.de).

Haben Sie eine Website oder einen Blog?
In Kürze erreichbar unter: www.bpmn-blog.de