Process Solution Award 2010

Ein Höhepunkt des diesjährigen Process Solution Day war sicherlich die Verleihung des Process Solution Award. Dieser Preis zeichnet BPM-Projekte mit einem hohen Innovationsgrad und nachweisbarem Nutzen aus. Die Projekte wurden von den Technologie-Anbietern, die auf dem Process Solution Day vertreten waren, vorgeschlagen. Die Einreichung der Projektbeschreibung muss jedoch gemeinsam mit dem Kunden erfolgen, d. h. das Anwenderunternehmen muss den Projekterfolg und den erzielten Nutzen explizit bestätigen. Auch wenn die eingereichten Projekte natürlich alle den Einsatz von BPM-Tools und -Technologien beinhalten, war dennoch zwingend ein umfassender Geschäftsprozessmanagement-Ansatz mit klarem Business-Fokus gefordert.

Am Montag konnten die folgenden drei Finalisten ausgezeichnet werden:

  • AOK Berlin-Brandenburg: Hier wurde eine einheitliche Plattform für die kollaborative Modellierung von Prozessen aufgebaut, die mittlerweile von mehreren AOKs genutzt wird und bei der Fusion der früheren AOKs Berlin und Brandenburg die Vereinheitlichung der Prozesse ermöglichte.  Hierzu wird die webbasierte Modellierungssoftware von Signavio eingesetzt. Ziel ist es, Synergien zwischen den verschiedenen AOKs zu nutzen, ein gemeinsames Prozessverständnis zu schaffen und die Prozesse zu harmonisieren. Unter anderem dient die Plattform auch dazu, auf Basis der Prozesse Personalbedarfe zu ermitteln. Insgesamt sind mehrere tausend Prozesse mit relevanten Kennzahlen abgebildet. Sie stehen allen Mitarbeitern über das Intranet zur Verfügung und bilden die Basis für den Prozessverbesserungskreislauf der AOKs.
  • Siemens Healthcare führte Cordys als integrierte Prozessmanagementplattform ein, mit der heute eine Reihe komplexer End-to-End-Prozesse aus der Materiallogistik abgewickelt werden, die über zahlreiche Abteilungen, Länder und Systeme  hinweg verlaufen.  Ein Beispiel ist der Ersatzteilbeschaffungsprozess, der insbesondere bei notwendigen Eskalationen zur schnellen Bereitstellung dringend benötigter Ersatzteile für medizinische Geräte recht komplex werden kann. Durch das Prozessmanagementsystem konnte die Kundenzufriedenheit durch schnellere Reaktionen und bessere Auskunftsfähigkeit deutlich erhöht werden. So verkürzt sich etwa die Auslieferungszeit von Dienstleistungen von bisher 8 auf künftig 4 Wochen.  Hinzu kommen Kosteneinsparungen bei der Prozessausführung sowie die erleichterte Erfüllung von Compliance-Anforderungen. Ein integriertes Business Activity Monitoring ermöglicht die Überwachung der Prozesse und liefert die Grundlage für weitere Prozessverbesserungen.
  • Interpane: Das Unternehmen mit ca. 1100 Mitarbeitern gehört zu den bedeutendsten europäischen Glasherstellern. Im Rahmen des Projektes wurde eine durchgängige Unterstützung für ein unternehmensweites integriertes Managementsystem aufgebaut, das den gesamten Kreislauf von der fachlichen Prozessmodellierung (mit AENEIS) über die Workflow-Unterstützung wichtiger Prozesse (mit Xpert.Ivy), das Prozesscontrolling und die kontinuierliche Verbesserung umfasst. Zu den nachweisbaren Effekten gehören die Verkürzung von Durchlaufzeiten (z. B. für die Reklamationsbearbeitung), die Reduzierung von Schulungsaufwänden und geringere Personalkosten für die Wartung von Anwendungen. Ein weiterer Effekt war die Stärkung von Konzernstrukturen durch die Zusammenführung verschiedener Tochterunternehmen mit Hilfe einheitlicher, unternehmensübergreifender Prozesse und Anwendungen.

Als Mitglied der Jury kann ich sagen, dass es sehr schwer war, unter diesen dreien einen ersten Sieger zu bestimmen. Letztlich hat Interpane das Rennen gemacht. Dieses Projekt zeigt deutlich, dass Prozessmanagement-Initiativen und der Einsatz von BPM-Technologien sich keineswegs auf Großkonzerne beschränken müssen, sondern auch in kleineren und mittleren Unternehmen erfolgreich sein können.