Adaptive Prozesse

Wie schon vor einiger Zeit erwähnt (in diesem Post), gibt es berechtigte Kritik an der einseitigen Fokussierung der BPMS-Hersteller auf stark strukturierte, genau vordefinierbare Prozesse. Teilweise wird gleich das gesamte Prozessmanagement-Thema als überholt dargestellt, was aber eher auf eine extrem enge Auslegung des Begriffs „Business Process Management“ zurückzuführen ist. Wie Keith Swenson in seinem historischen Abriss in dem Buch „Mastering the Unpredictable“ (Anzeige) ausführt, bedeutet BPM für manche Leute „das, was BPEL tut“. Auch wenn diesen Leuten nich mehr zu helfen ist, lässt man sie frei durch die Gegend laufen und unbedarften Kunden ihre Software verkaufen, die angeblich jedes Prozessproblem löst. Kein Wunder, wenn das Schlagwort BPM bald zum Unwort verkommt.

Wie kann man schwach strukturierte, wissensintensive Prozesse unterstützen, deren genauer Ablauf nicht im Vorhinein bestimmt werden kann? Das wird derzeit unter dem Schlagwort „Adaptive Case Management“ diskutiert. Die verschiedenen Aspekte dieser Thematik werden in dem oben genannten Sammelband „Mastering the Unpredictable“ (Anzeige) ausgeführt. Bei Gelegenheit werde ich mich hier etwas ausführlicher mit diesem Buch befassen. An dieser Stelle erst einmal nur ein kurzer Verweis auf zwei Blogposts von Martin Bartonitz und Max Pucher.

Die Idee, dass Geschäftsprozesse adaptiv, also anpassungsfähig, sein sollten, ist nicht ganz neu. So ist bereits im Jahr 1998 eine interessante Dissertation mit dem Titel Adaptive Geschäftsprozesse (Anzeige) erschienen. Darin geht es allerdings weniger um die Anpassung eines Prozesses an den jeweils bearbeiteten Einzelfall, sondern mehr um die Änderung von Prozessen z. B. bei sich ändernden Rahmenbedingungen oder schlechter Performance. Hierzu sollen die Prozesse zur Prozessveränderung in die operativen Prozesse integriert werden.