Magischer Quadrant BPMS 2010

25 international verbreitete BPM-Suiten schafften es dieses Jahr in den magischen Quadranten der Firma Gartner. Wie schon im letzten Jahr steht Pegasystems an der Spitze der Bewertung, gefolgt von Lombardi, das ja mittlerweile zu IBM gehört. Die Mehrheit der Anbieter drängelt sich in der Mitte der Bewertungsmatrix. Technologie und Grundfunktionalität standen bei der diesjährigen Bewertung nicht mehr im Vordergrund, denn diese bieten nur noch wenig Differenzierungspotenzial. Jedes System bietet heute eine grafische Modellierungsoberfläche, eine Ausführungs-Engine, die Verwaltung von Task-Listen für die Beteiligten, usw. Wesentlich stärker bewertet wurden daher Faktoren wie das Nutzererlebnis, die nahtlose Integration der verschiedenen Komponenten, Beteiligungsmöglichkeiten von Fachexperten, und die Änderungsflexibilität.
Gartner definiert vier typische Einsatzszenarien für ein BPMS:

  1. Die Implementierung von branchen- oder unternehmensspezifischer Software. Im Gegensatz zu herkömmlicher Software bietet die BPMS-basierte Implementierung eine leichte Änderbarkeit und ein besseres Monitoring der Prozesse.
  2. Kontinuierliche Weiterentwicklung der Prozesslandschaft. Mit Hilfe einer BPMS-Plattform können ständig neue Services bereitgestellt und integriert werden.
  3. Grundsätzliche Neugestaltung von Prozessen. Hier spielen Kollaborationsmöglichkeiten für Business und IT und die schnelle Umsetzung von Innvoationen eine Rolle.
  4. Prozessbasiertes SOA-Redesign: Dies geht häufig von der IT aus, die den Geschäftsnutzen ihrer SOA-Entwicklungen erhöhen und die Fachanwender stärker einbeziehen möchte.

Insbesondere die ausschließlich auf BPMS fokussierten Anbieter bieten eine gute Unterstützung aller vier Szenarien, wogegen die großen Middleware-Anbieter oftmals das Problem haben, dass die verschiedenen benötigten Funktionen nicht so nahtlos integriert sind. Der Markt ändert sich aber durch weitere Konsolidierung. Wenn große IT-Anbieter reine BPMS-Anbieter kaufen, haben sie das Problem, deren Produkte mit dem vorhandenen Portfolio zu integrieren. Besonders deutlich wird dies am Beispiel von IBM, die in diesem Jahr dreifach vertreten sind, und zwar mit Lombardi, FileNet Business Process Manager und WebSphere Dynamic Process Edition.

Wichtigster Grund für die Einführung von BPM-Technologie ist für viele Unternehmen die Möglichkeit, Prozesse zu ändern. Teilweise müssen Prozesse jeden Monat oder gar jede Woche angepasst werden. Außerdem haben viele Anwender mit unerwarteten Ereignissen zu tun, die eine unkomplizierte Änderung laufender Prozesse erfordern. Entsprechend hoch stuft Gartner die Änderungsmöglichkeiten der Systeme ein. Weitere wichtige Anforderungen betreffen Monitoring und Analyse, vordefinierte Inhalte, langlaufende Prozesse, überbetriebliche Prozesse und unstrukturierte Prozesse (Case Management).

Der vollständige Report kann hier bei Pegasystems heruntergeladen werden (Registrierung erforderlich).

3 Gedanken zu „Magischer Quadrant BPMS 2010“

  1. Das mit den Magic Quadranten wird aktuell in LinkedIn sehr kritisch diskutiert: http://linkd.in/bieciw
    Wir selbst sind im ECMS Quadranten seit letztem Jahr. Seitdem wir wissen, wie das Prozedere läuft, verstehe ich die Kritiken sehr gut. Es werden überweigend die Firmen mit großem Marketing Budget gelistet, sprich die es sich leisten können, sich durch Gartner reviewen zu lassen. Die wirklich innovativen Systeme sind demnach überwiegend nicht dabei. Ist auch kein Wunder, denn es gibt reichlich mehr Systeme am Markt als in den Quadranten gelistet. Selbst wenn die Firmen Budget hätten, könnte Gartner gar nicht alles anschauen. Demnach ist die Frage nach dem Nutzen für die Anwender schon sinnvoll zu stellen.

  2. Danke für den Hinweis auf die Diskussion um Gartner. Die Kritik ist sicher berechtigt, insbesondere was die Fokussierung auf die großen Anbieter betrifft. Gartner kann sicherlich nur eine von vielen Quellen sein, die man bei der Systemauswahl zu Rate zieht. Insbesondere die Positionierung im Quadranten ist natürlich sehr plakativ und sagt nicht wirklich viel aus. Wenn man den Report genau liest, werden aber auch die Kriterien zur Auswahl der Hersteller recht genau genannt. Es wird z. B. recht klar gesagt, dass nur Hersteller berücksichtigt werden, die auf mehr als einem Kontinent eine gewisse Marktstellung haben.

    Weil es so viele Anbieter gibt, kann es eigentlich keine Marktanalyse geben, die alle umfasst. Ich würde als Anwender trotzdem nicht darauf verzichten, sondern viele verschiedene Quellen zu Rate ziehen, um auf eine erste Auswahl zu kommen, die ich mir dann genauer ansehe.

    Einen anderen Ansatz hat diesmal das Fraunhofer IAO gewählt, das BPMN-Tools und -Ausführungsumgebungen anhand einer Fallstudie bewertet. Das hat andererseits den Nachteil, dass noch weniger Systeme untersucht werden konnten, und auch nur ein Teil der Funktionalität betrachtet wurde. Diese Studie werde ich hier demnächst auch einmal näher vorstellen (siehe hier).

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