IT-Systeme integrieren

Cover Enterprise Systems IntegrationMöchte man eine möglichst nahtlose IT-Unterstützung für Geschäftsprozesse erreichen, wir man häufig nicht umhin kommen, verschiedene im Unternehmen vorhandene Systeme miteinander zu verbinden. Die Möglichkeiten hierfür reichen von individuell programmierten Punkt-zu-Punkt-Verbindungen bis zur Service-Orchestrierung mit Hilfe von Process Engines. Dieses englischsprachige Buch führt auf fundierte und verständliche Weise in alle wichtigen Integrationstechniken und -konzepte ein. Die konkrete Umsetzung der erläuterten Ansätze wird am Beispiel der bekannten und in der Praxis verbreiteten Integrationsplattform BizTalk Server von Microsoft illustriert. Die prinzipiellen Ausführungen sind aber unabhängig von einer bestimmten Implementierung, und es wird auch immer wieder auf Umsetzungsmöglichkeiten im Java-Umfeld eingegangen. Das Buch ist daher für jeden an der Thematik Interessierten geeignet, unabhängig davon, welche konkrete Technologie eingesetzt werden soll.

Der Leser lernt zunächst grundlegende Messaging-Konzepte und ihre Umsetzung in Form des Java Message Service (JMS) und des Microsoft Message Queuing (MSMQ) kennen. Anschließend wird die Funktion eines Message Brokers diskutiert. Eine Anbindung von betrieblichen Systemen kann auf Daten- oder Anwendungsebene erfolgen. Ein Datenzugriff ist im Zweifelsfall immer möglich, indem man die an der Benutzungsoberfläche angezeigten Daten abgreift. Meist gibt es jedoch andere Möglichkeiten, wie der Austausch von geeignet strukturierten Dateien oder der Zugriff auf Datenbanken mittels Schnittstellen wie ODBC oder JDBC. Auch die Transformation von ausgelesenen Daten nach XML und die Integration eines Datenbank-Adapters in eine Orchestrierung werden beschrieben.

Auf Anwendungsebene können einerseits einfache entfernte Prozeduraufrufe (Remote Procecure Call, RPC) eingesetzt werden. Mächtiger sind die Common Object Request Broker Architecture (CORBA) und die heute stärker dominierenden Web Services. Letztere basieren auf Hersteller- und Implementierungs-übergreifenden Standards. Web Services lassen sich gut in Orchestrierungen integrieren. Umgekehrt kann die Schnittstelle einer Orchestrierung selbst wieder als Web Service veröffentlicht werden.

Orchestrierungen werden in mehreren Kapiteln behandelt. Es handelt sich um Spezialfälle von ausführbaren Geschäftsprozessen. Darin wird das Zusammenspiel verschiedener automatisierter Services ohne menschliche Beteiligung gesteuert. So können beispielsweise nacheinander verschiedene Systeme aufgerufen und die erhaltenen Daten zwischen den Aufrufen weitergegeben werden.

Zunächst führt der Autor in Services und Service-orientierte Architekturen (SOA) ein, bevor er die verschiedenen Aspekte einer Orchestrierung erklärt, wie z. B. Kontrollfluss, Schleifen und Unterprozesse, aber auch Ausnahmebehandlungen, Transaktionen und ähnliche weiterführende Konzepte. Anschließend werden die Umsetzung der beschriebenen Orchestrierungselemente in BPEL (Business Process Execution Language) und ihre grafische Modellierung mit BPMN dargestellt.

Neben der prozessorientierten Integration von Systemen innerhalb eines Unternehmens gewinnt zusehends die unternehmensübergreifende Business-to-Business-Integration an Bedeutung. Hierfür sind Sicherheitskonzepte wie Verschlüsselung und digitale Signaturen erforderlich. Außerdem müssen sich die beteiligten Partner auf einheitliche Nachrichtenformate einigen. Zur Modellierung des Zusammenspiels verschiedener Partner und den ausgetauschten Nachrichten stellt die BPMN verschiedene Diagrammtypen zur Verfügung.

Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass die vorgestellten Konzepte und ihre Eigenschaften sehr konkret und anschaulich vorgestellt werden. Anhand von Codebeispielen lässt sich nachvollziehen, wie die praktische Umsetzung erfolgen kann. Dennoch verliert sich der Autor nicht in den Details einzelner Implementierungstechnologien, sondern behält stets den roten Faden im Fokus. Das Buch ist daher sowohl für rein an den Konzepten interessierte Leser geeignet, als auch für solche, die einen Einstieg suchen, um selbst bestimmte Integrationstechnologien einzusetzen. Gelegentlich fallen beim Lesen Wiederholungen auf, weil ein Konzept etwa einmal im Zusammenhang mit dem BizTalk Server, einmal als grundlegendes Konzept, und ein drittes Mal im Kontext eines bestimmten Standards beschrieben wird. Andererseits hat dies den Vorteil, dass man auch sehr gezielt bestimmte Inhalte nachlesen kann, ohne zu viel hin und her springen zu müssen.


Diogo Ferreira:
Enterprise Systems Integration: A Process-Oriented Approach.
Springer 2013.
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