Tagung Insight diskutiert Modellierung im digitalen Unternehmen

Insight2016Die von dem Modellierungsspezialisten MID in Nürnberg veranstaltete Tagung dürfte mittlerweile die größte deutschsprachige Veranstaltung rund um das Thema Modellierung sein. Unter dem Motto „Models Drive Digital“ stand dieses Jahr auch hier das allgegenwärtige Thema Digitalisierung im Vordergrund. So drehten sich sowohl die Einführungs-Keynote von Innovationsforscher Nick Sohnemann als auch der Abschlussvortrag von Ranga Yogeshwar um die zum Teil atemberaubend schnellen Entwicklungen, mit denen unsere Gesellschaft konfrontiert ist und die alle Branchen verändern werden, wobei der Fernsehjournalist Yogeshwar auch zahlreiche kritische Annmerkungen machte. So sei zu beobachten, dass Innovationen vielfach zu einer Verstärkung von Ungleichheit führen.

Ein weiterer Plenumsvortrag stellte die Digitalisierungsstrategie des FC Bayern München vor. Der größte Sportverein der Welt ist auch ein großes Unternehmen mit zum Teil ganz speziellen Anforderungen an die IT. Beispielsweise müssen die Planung, Überwachung und Steuerung der An- und Abreise von zigtausend Besuchern eines Heimspiels durchgängig unterstützt werden. Die Anmeldung als Vereinsmitglied muss unter anderem auch über eine App erfolgen können – nicht zuletzt weil besonders innige Fans ihren neugeborenen Nachwuchs direkt aus dem Kreißsaal beim FC anmelden wollen.

Beim Veranstalter MID dreht sich alles um die Plattform „smartfacts“, die Modelle aus unterschiedlichsten Tools in einer kollaborativen Umgebung integriert. Die Geschäftsführer Andreas Ditze und Jochen Seemann stellten die neuesten Entwicklungen vor, u. a. die verbesserte Unterstützung von Review- und Freigabeprozessen, die Integration eines Web-Modelers und die Aufbereitung von Prozessmodellen in Form einer „Process Guidance“, die Endanwender Schritt für Schritt durch Prozesse führt.

Im Vortragsprogramm gab es insgesamt zehn parallele Tracks zur Auswahl. Neben der Digitalisierung standen Themen wie Geschäftsprozessmanagement, agile Methoden, Business Intelligence, Master Data Management und SAP auf dem Programm. In den Pausen konnten die Teilnehmer Datenbrillen und andere Gadgets ausprobieren oder die Wissensvermittlung durch Serious Games erleben.

Vielfach stellt man fest, dass gerade auch Vorreiter der digitalen Transformation kaum etablierte Modellierungsmethoden einsetzen. Sie werden als zu schwergewichtig betrachtet um hilfreich für die schnelle Entwicklung und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle zu sein. So wies Nick Sohnemann bereits im Eröffnungsvortrag darauf hin, dass etwa bei Google Trends das Interesse am Suchbegriff „Business Process Modeling“ stark gesunken ist. Und auch Elmar Nathe, der bei MID das Thema Digitalisierung verantwortet, sagte mir, dass es Kunden gebe, die nach einer eher groben Skizzierung der Facharchitektur direkt in die Codierung einsteigen und auf eine genauere Modellierung weitgehend verzichten – obwohl die fehlende Dokumentation zu Problemen bei Wartung und Weiterentwicklung führen dürfte.

Geschäftsführer Jochen Seemann zitierte eine Gartner-Studie, der zufolge 80% der Unternehmen aufgrund eines mangelnden BPM-Reifegrades mit ihren digitalen Strategien nicht die erhofften Erfolge erzielen werden. Insofern spielen Themen wie Prozessmanagement und Prozessmodellierung eine wichtige Rolle im digitalen Unternehmen, denn die neuen Geschäftsmodelle funktionieren nur, wenn die zur Umsetzung benötigten Prozesse und Systeme beherrscht werden. MID beobachtet, dass auch Themen wie die modellgetriebene Entwicklung wieder auf verstärktes Interesse stoßen. So setzen beispielsweise Automobilkonzerne verstärkt auf modellbasierte Ansätze um die Variantenvielfalt in Hard- und Software in den Griff zu bekommen.