Vorgestellt: Model Driven SOA

Cover Model Driven SOAUm eine reale Anwendung auf Basis einer service-orientierten Architektur (SOA) zu entwickeln, sind zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen und zu integrieren. Hierzu gehören Prozesse, Datenstrukturen, Maskenflüsse, Service-Spezifikationen und vieles mehr. Die meisten dieser Aspekte können heute mit geeigneten Notationen modelliert werden, und ein Großteil der benötigten Artefakte lässt sich aus den Modellen automatisch generieren. Die Herausforderung besteht darin, die verschiedenen Aspekte zu einer sinnvollen Gesamtmethodik zu integrieren und im Rahmen einer durchgängigen Vorgehensweise anzuwenden.

„Model Driven SOA“ stellt einen solchen durchgängigen Ansatz vor. Damit hebt es sich von den meisten anderen Veröffentlichungen zu diesem Themengebiet ab, denn diese behandeln oft nur einzelne Aspekte. Doch ist beispielsweise die Generierung von ausführbaren Prozessen aus fachlichen Prozessbeschreibungen nur von begrenztem Nutzen, wenn man nicht gleichzeitig klärt, wie die Fachlogik der aufzurufenden Services spezifiziert und implementiert wird. Behandelt man solche Aspekte isoliert, so wird bei größeren Anwendungen schnell das Problem auftreten, dass man nicht mehr nachvollziehen kann, wie die verschiedenen Aspekte zusammenspielen.

Die im Buch dargestellte Methodik wurde aus der Praxis entwickelt. Die Autoren aus dem Hause MID, dem Nürnberger Modellierungsspezialisten, nutzten ihren umfangreichen methodischen Hintergrund um ihre praktischen Erfahrungen in einen durchgängigen Ansatz zu überführen. Dieser Ansatz wird nicht nur theoretisch erläutert, sondern an dem umfassenden Beispiel eines Investionsantragsprozesses praktisch angewandt. Dieses Beispiel steht auf der Website zum Buch mitsamt sämtlichen benötigten Tools, Diagrammen, Quelltexten und Anleitungen zum Download zur Verfügung. Die Werkzeuge für die Implementierung und Software-Generierung sind meist Open Source. Die für die Modellierung verwendeten Tools der MID können mit der im Download enthaltenen Enterprise-Lizenz sechs Monate lang getestet werden.

Die angewandte Vorgehensweise umfasst vier Phasen:

  1. Initiation: Hier geht es darum, die fachlichen Anforderungen zu verstehen. Im Fokus stehen die Geschäftsprozesse und die darin verwendeten Daten. Weitere Anforderungen werden in Form von Texten dokumentiert.
  2. System Evaluation: In dieser Phase wird die Funktionalität beschrieben und strukturiert, u. a. mit Hilfe von BPMN-Diagrammen, UML-Modellen und Maskenflüssen.
  3. Architecture Projection: Die Ergebnisse der System Evaluation werden in einer Softwarearchitektur umgesetzt. Dabei werden insbesondere die Komponenten und ihre Schnittstellen dargestellt sowie ggf. ein konzeptionelles Datenmodell.
  4. Software Construction und Deployment: Hier wird das implementierbare System entwickelt, wobei Sourcecode, Datenbank und weitere Artefakte generiert werden.

Die Ergebnisse der einzelnen Phasen bauen konsequent aufeinander auf, wobei aber auch eine iterative Entwicklung möglich ist. So können in jeder Iteration die genannten Phasen für einzelne Funktionen oder Komponenten durchlaufen werden. Wichtig ist die Nachvollziehbarkeit über die verschiedenen Phasen hinweg. Die Verwaltung der entsprechenden Abhängigkeiten macht es möglich, Änderungen konsistent über alle Ebenen umzusetzen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Wartung und Weiterentwicklung der Anwendung.

Das Buch richtet sich an Software-Architekten und Projektleiter, die Erfahrungen in der Entwicklung größerer Softwaresysteme haben und konkrete Hinweise für den Aufbau und die Weiterentwicklung ihrer eigenen SOA-Methodik suchen. Die Darstellungen und Erläuterungen gehen oftmals bis in die Details. Damit lässt sich einerseits genau nachvollziehen, wie die vorgestellten Ansätze tatsächlich funktionieren. Andererseits macht es die Lektüre nicht ganz einfach. Für Einsteiger in die Thematik ist das Buch daher weniger geeignet.

Viele der erläuterten Modellierungsaspekte beziehen sich konkret auf Funktionalitäten der Tools von MID. Zwar sind die Prinzipien und Vorgehensweisen auch unabhängig von diesen Tools gültig und nützlich, doch wird der Nutzen aus dem Buch für die Leser höher sein, die selbst die MID-Tools einsetzen oder sie kennen lernen wollen. Mit der angebotenen Evaluationsversion wird dafür eine gute Möglichkeit geboten.

Wer wissen will, wie SOA-Entwicklung wirklich funktioniert, wird in diesem Buch fündig. Um den größtmöglichen Nutzen zu erreichen, sollte man bereit sein, einige Zeit in die Arbeit mit dem Buch und dem angebotenen Download zu stecken.


Rempp, G.; Akermann, M.; Löffler, M.; Lehmann, J.:
Model Driven SOA. Anwendungsorientierte Methodik und Vorgehen in der Praxis.
Springer Berlin Heidelberg 2011.
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Website zum Buch mit Downloads

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