Amadee modelliert Prozesse als Services

Statt auf herkömmliche Modellierungsnotationen setzt der Amadee 3.0 Enterprise Designer auf eine eigene Notation. Prozesse werden als sogenannte Service Maps abgebildet. Im Zentrum steht hierbei die Austauschbeziehung zwischen Service-Konsument und Service-Anbieter. Ein Service wird durch eine Nachricht vom Service-Konsumenten zum Service-Anbieter gestartet. Dieser führt dann einen Prozess aus, bei dem ggf. weitere Nachrichten mit dem Konsumenten ausgetauscht werden, und liefert das Ergebnis ebenfalls in Form einer Nachricht zurück. Der Service-Anbieter kann für seinen Prozess selbst wieder andere Services in Anspruch nehmen. Dieses Serviceprinzip wird konsequent auch innerhalb eines Unternehmens angewandt. Der Vorteil: Für jeden Prozess gibt es zwangsläufig eine einheitliche Prozessverantwortung. Diese liegt beim Service-Anbieter. Damit ist es nicht möglich, dass Prozesse einfach von Organisationseinheit zu Organisationseinheit weitergegeben werden und sich keiner verantwortlich fühlt, wenn es Probleme oder Verzögerungen gibt. Wird eine Leistung von einer anderen Organisationseinheit benötigt, so wird stattdessen ein klar definierter Service aufgerufen, für den auch eine Service-Schnittstelle mit Service-Leveln definiert sein muss. Diese und weitere Regeln der Service-orientierten Prozessgestaltung überwacht das Tool und weist den Modellierer auf eine Schwachstelle hin.

Im Gegensatz zu anderen Modellierungstools werden Modelle nicht dadurch erstellt, dass man Objekte platziert und mit Pfeilen verbindet. Stattdessen beginnt man mit einer Vorlage eines einfachen Service-Modells und ergänzt dieses. Hierzu klickt man auf ein Objekt, worauf einem das System die methodisch zulässigen Vorgänger- und Nachfolgerobjekt-Typen anzeigt. Das gewählte Objekt wird dann in das Modell eingefügt und alle Verbindungen werden automatisch richtig angepasst. Dies geht wesentlich schneller als Verbindungen manuell mit der Maus zu ziehen. Das Modell-Layout wird vom Tool automatisch erstellt und kann auch nicht verändert werden. Für Modellierer, die Erfahrung mit anderen Notationen haben, dürfte es etwas gewöhnungsbedürftig sein, dass es zwar Schleifen aber keine Verzweigungen im Kontrollfluss gibt (wohl aber die bedingte Durchführung von Aufgaben).

Das Tool besitzt eine modellübergreifende Objektverwaltung, so dass sich Änderungen von Objekten automatisch in allen Modellen auswirken. Mit Hilfe von Vorlagen lassen sich Standardprozesse an unterschiedliche Unternehmensbereiche anpassen. In der Vorlage wird der Standardprozess erstellt, wobei die Beteiligten nur in Form allgemeiner Rollen modelliert werden. Um den Prozes für einen bestimmten Unternehmensbereich zu adaptieren, werden dessen Organisationseinheiten den Rollen des Prozesses zugeordnet. Das entstehende angepasste Modell kann weiterbearbeitet werden, wobei sich Änderungen entweder auch auf die Vorlage auswirken oder aber nur lokal durchgeführt werden.

Obwohl das Tool die „3.0“ im Namen trägt, handelt es sich wohl um eine weitgehende Neuentwicklung. Sie befindet sich noch im Betastadium. Zahlreiche interessante Erweiterungen sind angekündigt, u. a. auch eine Ausführungsumgebung (Enterprise Service Engine). Man darf also gespannt sein. Abzuwarten bleibt auch, ob der Einsatz einer eigenen Notation auf dem Markt akzeptiert wird, wo sich mittlerweile ein starker Trend in Richtung BPMN abzeichnet. Erleichtert werden könnte dies dadurch, dass sich einige BPMN-Konzepte wiederfinden, insbesondere die Modellierung von Nachrichtenflüssen. Prinzipiell ist die konsequente Einführung des Service-Gedankes in die Prozessmodellierung ein begrüßenswerter Schritt.

1 Gedanke zu „Amadee modelliert Prozesse als Services“

  1. Hallo aus Minden,

    unser Kompliment zu einer mehr als gelungenen Zusammenfassung unseres zugegebenermaßen ziemlich komplexen methodischen Ansatzes. Wir haben versucht, 17 Jahre Beratungserfahrung mit einem Tool abzubilden und stehen jetzt kurz vor dem Go Live. Für alle Interessenten steht unter http://www.amadee.de eine kostenlose Testversion zum Download bereit. Dort finden Sie auch Informationen zu unserem Reifegradmodell, unserer Methode zur Strukturierung von Geschäftsdomänen und in Kürze einen sehr interessanten Ansatz zum Aufsetzen von „nichttechnischen“ Prozesslandkarten.

    Wir freuen uns auf Ihr Feedback ! Einen schönen Abend noch und vielleicht bis bald … Herzliche Grüße Dirk Meinicke

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